…an den Füssen, kann nur Christbaumschmuck in dieser Form entstehen:
Rote dicke Bommels mit gelbem Aufhänger. Was macht sie zu Weihnachtsschmuck? Nichts! Ich gebe ihnen die Funktion. Dieses Jahr wandert alles in hängender Form an den Christbaum, was Spaß macht. Nur ein Kriterium gilt es zu erfüllen: Es muss schön bunt sein und wenn möglich gehäkelt. Nichts mit traditionell und so, für mich und zwangsläufig auch für den Rest der Familie, der zu Weihnachten eintrudelt.
Ja, wenn aller Nachwuchs auf eigenen Beinen steht und das Haus verlassen hat, dann ist die Bude erst mal leer. Zurück bleiben Mutti und Vatti, die sich wieder zurück in Mann und Frau transformieren müssen. Außer Mutti bleibt Mutti und bemuttert Vatti anstelle der Kinder. Kann man, muss man aber nicht. Oder die Töchter/Söhne sind ein Stockwerk höher, eine Strasse weiter gezogen, gleich mit angetrautem Partner und Nachwuchs ist am Start. In diesem Fall eröffnet sich eine weitere Form der weiblichen Transformation: zur Oma. Kaum sind die Eigenen weg, kann die Hand schon an den nächsten zu schiebenden Kinderwagen wandern. Kann auch schön sein – muss aber nicht. In diesem Fall entsteht keine Lebenslücke, in welcher nach den eigenen Wünschen und Wollen gefragt werden kann. Kann auch einfach sein. Lücken sind nicht immer angenehm. Sie werfen Fragen auf: Wie komme ich auf die andere Seite, mit was krieg ich den Leerraum wieder zu…?
Eine unglaubliche Zeit beginnt. Als klar war, dass alle drei Töchter, mehr oder minder, in die Weite ziehen und nicht in den heimatlichen Gefilden sesshaft werden wollen, da fühlte ich mich wie kurz vorm Pflegestand. Was mache ich, wenn ich und mein Mann auf dem platten Land sitzend zu alt zum Autofahren sind, wenn Hilfe im Garten… Wow, dass man so schnell „geistig“ altern kann – eine unglaubliche Erfahrung.
Jubelnde Elternpaare, die freudestrahlend durch die stille Wohnung wandern, eine Flasche Sekt zur Feier des Tages köpfen und glücklich in die Federn sinken…, das ist meist dem Reich der Fantasy zuzuordnen. Außer es wurde vorher die Bude verwüstet, die Eltern an den Rand des Nervenzusammenbruchs getrieben und die Polizei wäre regelmäßig auf der Matte gestanden, zwecks dem garstigen Nachwuchs. Dann würde ich auch so handeln.
Wenn es aber, zusammen zwischen den Alten und den Jungen, gut funktioniert, gibt sich die Trauer mit den Ausfliegenden die Klinke in die Hand. Noch jemand zieht ein. Wehmut schleicht leise durch die stillen Räume. Beide sind nur zur Zwischenmiete. Länger wäre dieser Zustand auch nicht zu ertragen. Auch diese beiden werden flügge und verlassen das Haus. Nun wird eine Flasche Sekt geköpft, bunte Socken angezogen und Pläne für einen total individuellen Weihnachtsbaum geschmiedet.
Schön und traurig zugleich, wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Ich glaube deshalb, dass es wichtig ist, schon zu lernen den Alltag und das Leben zu füllen, mit eigenen Wünschen und Träumen, bevor die Kinder ihre Wünschen und Träumen einpacken und mitnehmen und nur Leere zurückbleibt.
Und gleichzeitig ist es auch schön, wenn ein paar Motzebuckel und Skeptiker weniger im Haus sind, die meinen ihren Senf zum Weihnachtsbaum dazugeben zu müssen… 😉 Obwohl, ich kann nicht klagen: Meine Männer (i.c. Ehemann und Söhne) verdrehen höchstens unisolo die Augen und lassen die Alte einfach machen = Widerstand ist zwecklos 😀
Auch wenn man vor dem Auszug seine eigenen Wünsche und
Bedürfnisse pflegt – ein „Abschied“ bleibt ein Abschied.
Es mildert nur den gefühlten Verlust ein bisschen. Traurigkeit
hat seine Berechtigung im Leben, auch wenn das zeitweise leben
mit ihr nicht „lustig“ ist. Das Leben ist kein Ponyhof 🙂
Also machen wir Alten uns mal das… 🙂