Der Beitrag aus dem Hinterkämmerchen im Oberstübchen

Stellt euch vor: Eines Tages klingelt es bei euch an der Tür. Eine Frau steht auf der Matte und stellt sich vor: „Hallo, ich bin deine persönliche Wechseljahresbeauftragte. Alterstechnisch hast du eine gewisse Grenze erreicht. Ab heute bin ich für dich zuständig, egal ob du willst oder nicht. Um mich kommst du nicht herum, so wie du Steuern, GEZ… bezahlen musst. Ich bin jetzt Teil deines Lebens. Punkt“.
Ich darauf: „Nein, das kann nicht sein! Meine Mutter hat zu mir gesagt, dass es dich nicht gibt. Alles Einbildung von hypersensiblen Frauen, welche nicht wissen was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen!“
Mist! Die werde ich nicht los. Widerwillig lasse ich sie herein. Sie hat mir auch was mitgebracht. Ein Päckchen. Mein persönliches Päckchen, das ich ab jetzt tragen darf.
Leider ist es vom Umtausch ausgeschlossen. „Das Einsteigerset“ steht darauf und in rot darunter „Zyklusunregelmäßigkeiten“. Na toll! Was vorher in geregelten Bahnen ablief hat umgeschwenkt auf Kurz-, Lang-,  oder Normalstrecke. Die Unregelmäßigkeit ist zur Regelmäßigkeit mutiert.
Wie ein Eichhörnchen habe ich überall meine Vorratslager. Leider nicht an Nüßchen, sondern an Tampons. Ich bin quasi jederzeit bereit für Kurzstrecke. Alle Handtaschen, die Hosentaschen… sind befüllt für den Fall der Fälle. Die Palette reicht von mini bis ultrasuperduper.
Ich verbringe jetzt mehr Zeit vor dem Regal der Sparte „alles was die Frau für untenrum benötigt“. Meistens steht niemand davor. Es wird nur sehr kurz frequentiert. Nicht wie bei den Cremes und so. Neeeee. Schnell zugreifen und weg davon, obwohl frau viel Zeit davor verbringen könnte. Die Auswahl an saugenden Hygieneartikeln ist immens. Mit manchen kann ich abheben weil sie Tragflächen haben, andere sind richtig „dufte“ und ich brauche keine Angst vor einem Auslaufen zu haben. Na wunderbar. Vielleicht sprechen sie bald mit mir: „Bitte wechseln“.
Bei den Teilen in Brikettstärke fühle ich mich in die Zeit versetzt, als die Töchter noch im Windelalter waren. Nun kann ich mir welche für mich selber kaufen. So schnell geht das mit dem Windelwechsel.
Nun weiß ich wie sich meine Töchter gefühlt haben müssen, wenn ich sie mehr oder minder dezent (situationsbedingt) auf ihre pubertäre Lebensphase hingewiesen habe. Jetzt bekomme ich alles zurück. Bin ich empfindlich, ärgerlich oder „nah am Wasser gebaut“, wird geraunt: Mutti ist ja in den Wechseljahren.
So wie ich einst in den Wald rief, schallt es heraus. Zu verbuchen unter „ausgleichender Gerechtigkeit“. Nur diesesmal habe ich die A-Karte gezogen.
Wann hat das ein Ende?! Ooooch, es kann sich nur noch um Jahre handeln, bin ja erst beim Einsteigerpaket. Meine Beauftragte könnte schon noch ein paar Päckchen auf Lager haben. Also versuche ich mich mit Humor und Gelassenheit zu wappnen. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Da gibt es zum Beispiel die Situation, dass ich zum Mann sage: „Keine Sorge, mir geht es gut, auch wenn ich jetzt ein bisschen weinen muss“.
Wenn es mal nicht so ganz klappen will mit entspannt und so, lese ich in dem Buch „Mit Power durch die Wechseljahre“ von Dr. med Ulrike Güdel. Danach fühle ich mich wieder normal und mit dem Humor klappt es auch besser.

Ein Gedanke zu „Der Beitrag aus dem Hinterkämmerchen im Oberstübchen

  1. Ich bin zwar noch weit von den Wechseljahren entfernt (Mitte 30), aber Dein Text ist wirklich total toll und ich nehm‘ mir jetzt schon vor, ihnen mit Humor zu begegnen. Die „Stimmungsschwankungen“ kennt meine Familie nur zu gut, ich habe vor kurzem erst entbunden – Pubertät, Schwangerschaft, Wechseljahre – wie in der Mode : Es kommt alles wieder.
    Sei herzlichst gegrüßt
    Herzliebchen

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